Damit die Digitale Transformation ein Erfolg wird – In der Ruhe liegt die Kraft


Durch die digitale Transformation entfaltet sich eine erhöhte Dynamik im Inneren der Unternehmen, die sich mit der Dynamik außerhalb zunehmend potenziert. Das in den 90-er Jahren dem militärischen Vokabular entsprungene Akronym VUCA (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) drückt dieser Tage das Erleben vieler Menschen in Zeiten der Digitalisierung aus. Immer mehr Volatilität, Komplexität und Ambiguität als Phänomene haben zunehmende Unsicherheit bei den Menschen zur Folge.

 

Unter Druck in den „default-mode“

Das stellt Mitarbeiter und besonders Führungskräfte vor erhebliche Herausforderungen. Denn diese sind mehr denn je gefordert, dieser Dynamik nicht nur zu begegnen und sie aufzulösen, sondern bestenfalls zu antizipieren, um damit verbundene wahrscheinliche Probleme und Konflikte gar nicht erst ausbrechen zu lassen. Nicht nur, aber besonders unter diesem Druck kehren Führungskräfte jedoch zum „default-mode“ ihres Handelns zurück: Action! Dieser oft blinde Aktionismus ist gelernt und bringt meist scheinbar gute Erfolge, zumindest in der Wahrnehmung der Manager. Viele Manager gefallen sich in dem Bild des Machers, der die Ärmel hochkrempelt und eine innovative Strategie aus dem Hut zaubert und es damit richtet. Auch weibliche Führungskräfte machen gern auf starken Mann. Hier fühlen sich Manager gebraucht, sie haben das Gefühl, etwas zu bewegen, Dopamin wird ausgeschüttet.

 

Immer schön geschmeidig bleiben

Chefredakteur Thomas Vašek beschreibt in der Philosophie-Zeitschrift Hohe Luft in dem Artikel „Immer schön geschmeidig bleiben“ dieses Teleologische Handlungskonzept (telos = Zweck, Ziel) als Illusion, über die Zukunft verfügen zu wollen. Ein Unternehmen ist aber kein geschlossenes System, sondern wird von sich ständig ändernden und manchmal sogar unbekannten Faktoren von Außen und auch von Innen beeinflusst. Das Leben ist nicht planbar, sondern wie eine Welle zu reiten. Es wirken nicht nur die sichtbaren Faktoren, die unsichtbaren – wie die Unternehmenskultur – wirken noch viel stärker. Die Folgen? Die Unsicherheit, Komplexität und Volatilität innerhalb des Unternehmens nehmen weiter zu, noch mehr Unsicherheit bei den Mitarbeitern. Die tektonischen Kräfte werden angefeuert, es rumpelt allerorten und unberechenbare Bewegungen suchen sich in den Unternehmen, in den Teams ihren Weg.

Neue Strategien und einseitige Kommunikationslawinen halten das Unternehmen nicht nur in Atem, sondern oft vom eigentlichen Geschäft, dem Dienst am Kunden ab. Sinnloser Aktionismus, der wirkungslos bleibt, weil er die Wirkung erzwingen will und nicht in den Gesamtkontext, die Ausrichtung auf die Vision, eingebunden wird. Wenn der Plan nicht aufgeht, werden entweder diese äußeren Faktoren verantwortlich gemacht und/oder in rasender Geschwindigkeit neue Aktionen ins Leben gerufen, das Ruder hektisch rumgeworfen.

Vor lauter Aktionismus sind die Führungskräfte ständig busy und verlieren dabei die wirklich wichtigen Dinge aus dem Auge, in unserem Buch dlead – Führen in digitalen Zeiten nennen wir das Lost in Transformation. Dabei liegt die Lösung eben nicht darin, wieder etwas Anderes zu machen, sondern etwas anders zu machen.

 

Das Prinzip des Nichthandelns

Thomas Vašek verweist auf den chinesischen Philosoph Laotzi (600 v. Chr), der das Prinzip des Nichthandels (wúwéi), nicht zu verwechseln mit Passivität oder gar Trägheit lehrte. Es heißt, auf einen Plan zu verzichten, es nicht zu erzwingen, sondern geschehen zu lassen. Handeln, ohne zu handeln. Nicht die punktuelle Handlung steht im Vordergrund, sondern – mit Blick auf den Gesamtprozess - die Wandlung, die Transformation von Prozessen, damit diese eine förderliche Wirkung entfalten können. Das Gras wächst ja auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
Mit Blick auf Leadership heißt das: Mitarbeitern mehr Handlungsmöglichkeiten geben und Hemmnisse beseitigen, um den inhärenten Kräften des Systems den Weg zu bahnen. Frederic Laloux hat für diese Entwicklung in seinem Buch Reinventing Organzations ein schönes Bild gefunden: In komplexen Systemen wie z.B. die Natur gibt es ja auch nicht am ersten April die Entscheidung von oben, dass die Bäume auszuschlagen haben. Es wurde von der Schöpfung in das System Natur eingepflegt, damit jede Pflanze vor Ort zum richtigen Moment das Notwendige tut – nicht mehr und nicht weniger. Auch Unternehmen sind zu so komplexen Systemen geworden, dass das Management von wenigen allein nicht mehr zum Ziel führt und mehr Schaden als Gewinn bringt.

Thomas Vašek empfiehlt, dass Führungskräfte das jeweilige Situationspotential immer wieder neu einschätzen und bewerten sollten. Die Dinge reifen lassen, um die Immanenz, das drin liegende zu erfassen und wirken zu lassen. Geschäftigkeit ist nicht Effizienz, Aktionismus ist nicht Wirksamkeit.

 

Die Früchte der Digitalisierung ernten

Dann kann die Digitalisierung richtig umgesetzt werden und in den Unternehmen wie gewünscht zu „mehr Zeit“, „mehr Entlastung von Routinen“, „mehr Raum für persönliche Kommunikation und Entfaltung“, statt zu „mehr Belastung“, „ständiger Überforderung“ und einer de facto „Abnahme von persönlichem Austausch“ und von „freien Entfaltungsmöglichkeiten“ im Job führen. Dafür müssen viele Führungskräfte jedoch erst einmal ihre eigenen Verhaltensweisen und mentalen Modelle auf den Prüfstand stellen und anpassen, um das Schiff mit ruhiger Hand durch den Sturm zu führen. Wieder einmal gilt: Weniger ist mehr.

Stay calm and carry on

Große Veränderungen erscheinen vielen Menschen Symptome des 21. Jahrhunderts zu sein, doch schon immer musste die Menschheit mit starken Herausforderungen kämpfen und hat diese nicht nur gemeistert, sondern ist daran gewachsen. Dies ist ein Appell, uns unserer Kräfte zu besinnen und mit einem Blick auf die Vergangenheit Mut und einen klugen Plan für die Zukunft zu entwickeln.

 


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Neues Buch: Vision – Mission – Werte. Die Basis der Leitbild- und Strategieentwicklung. 

In Zeiten großer Veränderungen brauchen Menschen in Unternehmen mehr denn je Orientierung, um den Unsicherheiten zu begegnen, eine gemeinsame Ausrichtung zu finden und ihre Ressourcen gut einzuteilen. Dazu braucht es eine sinnstiftende, emotional berührende Vision, die zugleich als Maßstab dient, um all die Strategien ableiten, statt umgekehrt.


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Die Lösung ist das Problem

Gerade in stürmischen Zeiten versuchen die Manager und Mitarbeiter stark zu sein, sich gleichzeitig abzugrenzen, um irgendwie durchzukommen. Und verlieren dabei zunehmend Kontakt zu sich und der Außenwelt. Dabei wäre das Gegenteil die Lösung.


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Die Zeit der großen Egos ist vorbei

Zahlreiche Faktoren wie Globalisierung, gesetzliche Reglementierungen, der Werte- und Generationswandel sowie Bedrohungen wie z.B. Cyberkriminalität stellen zunehmend und in erhöhter Komplexität und Geschwindigkeit große Herausforderungen an die Unternehmen und damit die Führungskräfte. Besonders die Digitalisierung hat sich wenig überraschend als starker Katalysator für Veränderungen erwiesen, die mit herkömmlichen Denk- und Verhaltensmustern nicht mehr zu bewältigen, geschweige denn zu gestalten sind. 


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Transformation ist immer ein leiser Prozess, kein großer bunter Workshop.

Welche Leute braucht man im Zeitalter der Digitalisierung? Und warum kommt Personal von persönlich? fragt sich Wolf Lotter in seinem Artikel in der September-2018-Ausgabe der brandeins. Thomas Dettling (Siemens Digital Transformation Manager) sagt sehr richtig:


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Typische Leadership-Irrtümer rund um die Digitale Transformation

Im Augenblick herrscht gefühlt in vielen Unternehmen ein unglaubliches Chaos, viele erscheinen „lost in transformation“. Unternehmenslenker jagen den aktuellen Buzzwords hinterher und stampfen Strategien und Projekte aus dem Boden, ohne wirklich zu wissen, worauf diese einzahlen sollten.


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Damit die Digitale Transformation ein Erfolg wird – Mitarbeiter begeistern

Wie jeder Change-Prozess spaltet auch die Digitale Transformation die Menschen innerhalb der Unternehmen in unterschiedliche Lager.


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Lost in Transformation

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Von Idioten umzingelt - Wenn Mitarbeiter in den Widerstand gehen

In der Aprilausgabe der brandeins spricht Erik Nagel, Professor für Organisation an der Hochschule Luzern über Widerstand der Mitarbeiter: "Wenn Vorstände auf Widerstand stoßen – also etwa auf Mitarbeiter, die sich offen auflehnen oder subtil verweigern –, interpretieren sie das häufig so, dass diese Leute nicht begriffen hätten, was gut für sie ist. Dahinter steht die Überzeugung: Die haben zu spuren."


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